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Projekt Abstillen • Unsere Milchstory

Inmitten von Hochzeitsvorbereitungen, Krankheit und Schnellkäufen, um noch die letzten Gastgeschenke Richtung Portugal zu verschiffen, hatte ich das Bedürfnis mit dem Stillen aufzuhören. Schon vorher haben wir es versucht. Aber wir sind gescheitert, es gab zu viele Ziele: Svea schnell zu helfen, weniger Brust, Hoffnung auf sortiertes Schlafen, die Nähe zu meiner Tochter wahren. Das waren zu viele Vorsätze, zu viele Wünsche. Das hat selbst der Kinderarzt gesagt.

Zudem wollte ich unbedingt abgestillt haben, bevor wir in Portugal heiraten würden. Warum? Naja, um ein oder drei Gläser Sekt zu trinken, ohne dabei meine Tochter in Gefahr zu bringen. Aber es nervte mich auch. Irgendwie. Manchmal öfter, manchmal weniger. Und dann brauchte ich es fast mehr als sie. Ihr Gesicht in meiner Brust vergraben, schnelle Hilfe, intensiver Trost. Ich vermisse es.




Und doch bin so froh, dass wir es geschafft haben. Tätätäätäääää, wir sind seit einer Woche brustlos. Projekt Abstillen damit abgeschlossen. Der Weg dahin war langwierig. Meine Kollegen und Freunde wissen, wovon ich rede.

Zuerst haben wir das Stillen reduziert auf Einschlafen und nachts. Und das Einschlafen war immer irgendwie die Rettung. Thomas bringt Svea seit ca. einem halben Jahr ins Bett, er liest ihr vor, kuschelt mit ihr, erzählt ihr Geschichten. Manchmal hat es geklappt und sie ist schnell und friedlich an oder auf ihm eingeschlummert. Oftmals musste ich aber dazu stoßen (oder habe es einfach nicht mehr ausgehalten) und habe mich dann als Retterin gefühlt. Als Anker für mein Baby. Das war schön. Doch auch darauf hatte ich irgendwann immer weniger Lust. Es zog sich teilweise eine Stunde oder länger, bis sie dann mal einschlief. An beiden Brüsten, mehrmals getrunken. Das wollte ich nicht mehr. Also übernahm Thomas den Job, Svea beizubringen, dass Milch zu Einschlafen keine Option mehr sei. Er hielt ihr Weinen aus, erklärte viel, davor, währenddessen. Irgendwann hörte das Weinen auf. Und sie schlief. Sie lernte es oder sie versuchte es zu verstehen. Sie gewöhnte sich vielleicht auch einfach dran. Es gab Wasser - für den Fall, dass sie durstig wurde. Und viele Kuscheleinheiten. Immer noch natürlich. Ich weiß nicht, ob es zu ungeduldig von mir war. Ich weiß nicht, ob das jemals Konsequenzen in Sveas Verhalten hervorrufen wird. Ich glaube aber ganz stark, dass es ok ist. Weil es sich ok anfühlt.



Dann, vor zwei Monaten fingen wir an, sie nachts nicht mehr drei- oder zweimal trinken zu lassen (in Hochphasen war sie auch mal 10x wach... - diese Nächte waren der Schatten meiner Augen). Wir reduzierten es auf ein einziges Mal, und zwar nur dann, wenn sie nachts munter wurde, nach uns rief und wir sie zu uns holten. Das wird sich auch zukünftig nicht ändern. Die Nähe zu uns, die sie zu brauchen scheint, gebe ich ihr bedingungslos gern. Und das war auch anfangs (die ersten 3 Nächte) hart. Denn sie schrie unheimlich und wimmerte, solang bis sie ganz nah an uns oder auf uns wieder einschlief. Mal nach 30 Minuten, eher aber nach 1,5 Stunden. Sein Kind so lang schreien zu hören, das war das Schlimmste. Zu wissen, wie schnell ich ihr helfen könnte, auch. Abgesehen von ihr, war ich es, die einmal einen Milchstau hatte und sonst natürlich auch mit der Produktion der Milch und der Hormone zu kämpfen hatte. Aber durch die langsame Reduktion des Stillen zuvor, lief es besser als erwartet. Was zu viel war, wurde ausgestrichen, fertig. Kein Kohl oder keine Pumpe nötig. Zum Glück.

Was aber geholfen hat: viel Salbei- und Pfefferminz-Tee!



Und dann haben wir vor einer Woche beschlossen, es durchzuziehen. Ich habe es gefühlt, dass ich bereit war. Svea wurde munter, ich holte sie zu uns, legte sie zwischen uns, kuschelte meinen Oberkörper komplett unter die Decke, sodass sie eine natürliche Grenze bildete. Dann sagte ich ihr, dass es nun keine Milch mehr gäbe, dass Mami keine Milch mehr für sie hätte, weil nichts mehr da wäre. Natürlich fand sie das nicht toll. Es brauchte eine Stunde, bis sie sich beruhigt hatte. Sie kuschelte auch mit ihrer Wasserflasche, was ich traurig fand. Ich fragte mich, ob ich eine gute Mami sei, weil ich es unbedingt wollte und sie noch nicht bereit war. Aber mal ehrlich, wenn es sich für mich gut anfühlte, kann es doch so falsch nicht sein. Und ich habe Svea 1,5 Jahre gestillt knapp. Das ist ein Jahr länger, als erwartet (als noch nicht Mama, schwanger, völlig grün hinter den Ohren).

Nach all der Zeit kann ich sagen, ich bin so dankbar. Dankbar, dafür so lang gestillt zu haben. Dass es überhaupt klappt, was da alles im Körper passiert, das ist doch alles ein Wunder der Natur. Und es tat so gut. Und irgendwann eben nicht mehr. Und wenn es nicht mehr gut ist, dann muss man etwas ändern. Keiner kann wirklich behaupten, ich hätte mir nicht Zeit genommen. Und ich glaube auch Svea wird mir später keinen Strick daraus drehen. Ich liebe mein Baby und werde ihr versuchen immer das zu geben, was sie braucht. Sobald ich verstanden habe, was das ist. Und das werde ich mein Leben lang machen. Jeden Tag. Solang sie es mag und fordert und benötigt.

In diesem Sinne, auf das Stillen, auf alle Mamis, die es versuchen, auf alle, die es leider nicht können, auf unsere Brüste und Milchdrüsen. Auf uns. Chin-chin.

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